Überschrift: Neubau der Reiherstiegschleuse und Straßenbrücke

Veranlassung

Die Schleusenanlage wurde in den Jahren 1900 bis 1904 erbaut, Ende der 20er Jahre umgebaut und in den 40er Jahren durch Kriegseinwirkung beschädigt und anschließend repariert. Inzwischen weist die Schleuse enorme Schäden an der Bausubstanz, insbesondere im Bereich der Kammerwände auf. Die Maschinen- und Antriebstechnik entspricht nicht mehr dem Stand der Technik und die Wartung, sowie die Instandhaltung erfordern einen zunehmenden Zeit- und Kostenaufwand.

Infolgedessen und durch Ablauf der üblicherweise angesetzten Nutzungsdauer von Bauwerk und Maschinentechnik wurde die Schleuse 2022 außer Betrieb genommen.  Voruntersuchungen zu diesem Projekt haben ergeben, dass eine Instandsetzung der Schleuse nicht wirtschaftlich ist und dass der Neubau einer Einkammer-Schleuse ausreichend ist.

Aktueller Zustand der Schleuse
Visualisierung der neuer Schleuse

Bestand

Über die Schleusen verlaufen insgesamt 8 Brückenbauwerke, 4 Eisenbahnbrücken und 4 Straßenbrücken.

Die südlichen Hafenbahnbrücken wurden in den 1920er Jahren errichtet und im Jahr 2010 erneuert. Die Gründung für die nördlichen Hafenbahnbrücken wurde ebenfalls in den 20er Jahren für eine künftige Erweiterung der Bahnquerung um ein zweites Gleis hergestellt. Die ursprüngliche Holzpfahlgründung blieb bis heute erhalten und wurde 2010 durch den Einbau zusätzlicher Verpresspfähle verstärkt. Erst im Zuge der Erneuerung der südlichen Hafenbahnbrücken wurden auch die Widerlager und Überbauten der beiden nördlichen Hafenbahnbrücken hergestellt. Die vier Hafenbahnbrücken sollen daher im derzeitigen Zustand erhalten werden.

Die nördlichen Straßenbrücken, errichtet in den 60er Jahren, weisen eine nicht ausreichende Querkrafttragfähigkeit auf. Auch bei den südlichen Straßenbrücken aus den 20er Jahren konnten Defizite in der Standsicherheit nachgewiesen werden. In Folge dessen wurden bereits Nutzungseinschränkungen für die Straßenbrücken empfohlen und umgesetzt.

Die Hamburg Port Authority (HPA), Träger und Bauherr der Maßnahme, plant daher den Neubau der Reiherstiegschleuse sowie der Straßenbrücke.

Randbedingungen

  • Beachtung des Tideeinflusses und auftretender Hochwasserstände und Sturmfluten
  • Baubegleitende Kampfmittelsondierungen
  • Aufrechterhalten des Bahnverkehrs über die gesamte Bauzeit
  • Aufrechterhalten des Straßenverkehrs je Fahrtrichtung über die gesamte Bauzeit
  • Umfangreiches Monitoringkonzept zur Messung von Erschütterungen und Setzungen

Neubau

Lageplan / Bauplan der Reiherstiegschleuse

Die Teilbaumaßnahme Schleuse umfasst die Neuerrichtung der Ostkammer, die Verfüllung der Westkammer, sowie die Anpassung der Vorhäfen und die Errichtung der beiden Hochbauten.

Der Neubau der Ostkammer erfolgt mit neuen Spundwänden, die wasserseitig vor den vorhandenen Kammerspundwänden eingebracht werden. Der Zwischenraum zwischen alter und neuer Kammerwand wird lagenweise verfüllt und verdichtet.

Neben einer Rückverankerung erhält die neue Kammerwand eine zusätzliche Aussteifung durch eine UW-Betonsohle, deren Oberkante der geplanten Drempeltiefe entspricht.

Um die Auftriebssicherheit der Sohle zu gewährleisten, müssen Druckentspannungsöffnungen in die Sohle eingebracht werden. Die Schleusenhäupter der Ostkammer werden vollständig abgebrochen und durch neue Häupter ersetzt. Die Schleuse wird nach dem Neubau weiterhin ferngesteuert. Zur Redundanz werden jedoch ein neues Betriebsgebäude sowie ein Notsteuerstand errichtet.

Die Baumaßnahme sieht vor alle 4 vorhandenen Straßenbrücken abzubrechen und durch eine Straßenbrücke zu ersetzen. Im Zuge dessen wird die Ostkammer mit einem Brückenbauwerk überspannt und im Bereich der verfüllten Westkammer ein Straßendamm errichtet.

Bauplan der Reiherstiegschleuse

Kennzahlen

Kennzahlen der Schleuse

  • Kammerzahl 1
  • Kammerbreite 15 m
  • Durchfahrtsbreite (Schiebetore) 15 m
  • Nutzlänge 116 m
  • Abstand Torachse/Nutzlänge 3 m
  • Durchfahrtshöhe NHN +6,25 m
  • Drempeltiefe/ Sohle Kammer NHN -4,50 m

Kennzahlen der Straßenbrücke

  • Stützweite 20,00 m
  • Breite zw. den Geländern 19,75 m
  • Unterkannte Überbau Min. NHN +6,25 m im Bereich der lichten Weite

Im Rahmen des Schleusen- und Brückenneubaus erfolgt wie bereits angesprochen auch eine Anpassung der überführten Hohe-Schaar-Straße. Zum einen bedingt der Neubau der Schleuse eine Verlegung der derzeitigen Einleitstellen der Oberflächenentwässerung. Zum anderen ist es erforderlich, die durch den Schleusenneubau angepasste Straßenbrücke in den bestehenden Trassenverlauf der Hohen-Schaar-Straße nahtlos zu integrieren.

Die Straßenfläche wird auf einer Länge von ca. 80 m instandgesetzt (Decke und Binder) und auf einem Abschnitt von ca. 350 m Länge von Grund auf erneuert. Der neue Streckenverlauf beschränkt sich auf eine Fahrbahn mit klarer Führung der einzelnen Fahrspuren. Die Fahrstreifenaufteilung und Fahrstreifenanzahl wurde gemäß den Vorschriften für einen Begegnungsverkehr ausgelegt. Die Einleitstellen der Oberflächenentwässerung werden verlegt und die Leitungstrasse dem Verlauf der Hohe-Schaar-Straße angepasst. Die Oberflächenentwässerung wird entsprechend dem aktuellen Stand der Technik ausgelegt. 

Die neue Leitungsbrücke wird südlich der neuen Straßenbrücke errichtet und hat folgende Kennzahlen:

  • Stützweite 16 m
  • Breite 2 m
  • Unterkante Überbau NHN +6,85 m

Der Überbau der Leitungsbrücke wird als Stahlfachwerk ausgebildet. Der Lastabtrag erfolgt zum einen über die Schleusen-kammerwände und zum anderen über einen tiefgegründeten Auflagerbalken auf der Westseite. An beiden Enden der Leitungsbrücke werden die Leitungen über Kabelrampen ins Erdreich geführt. Die Kabelrampen werden jeweils mittig durch einen flach gegründeten Zusatzrahmen gestützt.

Bau der Reiherstiegschleuse

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